Duale und digitale Aspekte des Webens und des philosophischen Denkens sind der Untersuchungsgegenstand dieses Projektes. Dass die wissenschaftliche Mathematik aus der Philosophie entstand und in einer dualistischen Arithmetik ihren Anfang nahm, ist wenig bekannt. Eher noch kennt man den Versuch des Philosophen Leibniz, eine duale Arithmetik zu entwickeln, um alles damit berechnen zu können. Diese so genannte dyadische Arithmetik ist heute als System aus Nullen und Einsen bekannt, auf dem das Prinzip des Universalcomputers aufbaut. Doch schon in der antiken Philosophie gab es ein solches duales Zahlsystem, das Zahlen zunächst nach gerade und ungerade und dann nach weiteren, daraus kombinierten Teilbarkeitseigenschaften klassifizierte. Daraus haben sich die die wissenschaftliche Mathematik und Logik entwickelt.
Es ist schwer, nachzuvollziehen, woher die mathematischen Theoreme stammen, da die Griechen eine Zahlschreibweise benutzten, die für derartige algebraische Beschreibungen denkbar ungeeignet war: sie schrieben Zahlen mit Buchstaben und kannten kein Stellenwertsystem und keine Null. Man führt daher diese Erkenntnisse auf die Manipulation von Steinchenfiguren zurück, die die Unterscheidung der Zahlen nach Halbierbarkeit erklären würde. Solche Figuren kann man in dieser "psephoi-Presentation" ausprobieren, die im Juni 2011 an der Tu Dresden präsentiert wurde. (psephoi-presentation in English)
Man kann nun zeigen, dass der größte Teil der verwendeten Zahleigenschaften bei der Musterung von Geweben eine wichtige Rolle spielt, da Rapporte stets solche Teilbarkeitsfragen aufwerfen. Die Muster liefern außerdem eine Art optischer Algebra, welche die Wahrnehmung von Zahleigenschaften und insbesondere die Zusammenhänge solcher Eigenschaften durch das mechanische Ordnen und Verarbeiten von rechtwinklig gekreuzten Fadengruppen ermöglicht. Die in Reihen und Spalten geordnete Repräsentation von Mustern liefert eine (visuelle) Algebra, die in der Zahlrepräsentation sonst nicht zur Verfügung stand..
Im Projekt „Dyadische Arithmetik in Philosophie und Weberei“ untersucht Ellen Harlizius-Klück den engen Zusammenhang solcher Zahlentheorien mit der Musterweberei, der sich auch in der antiken Philosophie lässt. Vom 5. Juni bis 25. Oktober 2009 wird diese Arbeit im Rahmen einer Ausstellung des Tuchmachermuseums Bramsche in einer öffentlichen Forschungswerkstatt fortgesetzt.
|
|